00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zu unserer ersten Folge nach der Sommerpause.
00:00:17: Mein Name ist Hannah Dima und nach den Sommerferien haben wir uns gedacht, wir laden einfach mal eine Lehrerin ein.
00:00:24: Hallo, herzlich willkommen bei uns im Podcast, liebe Katja Schubert.
00:00:27: Danke schön, hallo lieber Hannah.
00:00:29: Wie ist es denn dazu gekommen, dass du Lehrerin geworden bist?
00:00:33: Ah, das war ein großer Zufall.
00:00:35: Ich habe eine andere Arbeit erst gemacht, noch im Theater als Maskenbilderin gearbeitet und habe da halbtags auf halbtags reduziert und hatte da noch Zeit übrig und dachte mir, ich könnte ja mal studieren und habe im Hauptfach Kunst studieren wollen und habe das dann eben auf Lehramt angefangen, aber nie mit der Absicht wirklich Lehrerinnen zu werden, bis ich dann das erste Mal von der Klasse stand in einem Praktikum, so nach einem Jahr ungefähr.
00:01:01: Und das war wie so ein Aha-Moment.
00:01:04: Das heißt, es war nicht deine allererste Entscheidung, Lehrerinnen zu sein?
00:01:06: Überhaupt
00:01:07: nicht.
00:01:08: Nein, ich hätte auch nie gedacht, dass ich Lehrerin werde.
00:01:10: Ja.
00:01:11: Und jetzt bist du an der Grundschule.
00:01:14: Richtig?
00:01:16: Als Nicht-Lärerin stelle ich mir vor, dass deine Aufgaben sind, in der Früh in die Klasse gehen, dann vier, fünf Stunden die Klasse zu unterrichten und dann gehst du wieder nach Hause, korrigierst ab und zu ein bisschen was.
00:01:27: Erzähl uns doch mal, was eine Lehrerin eigentlich macht.
00:01:30: Also ich bin ab halb acht in der Schule.
00:01:34: Meine Schule ist in Langwasser, die Astrid Lindgren Grundschule.
00:01:37: Und ab viertel vor acht, also ab sieben Uhr, fünf und vierzig kommen die Kinder.
00:01:41: Ab da habe ich Aufsichtspflicht.
00:01:43: Wir haben Unterricht bis um ein Uhr oder fünf nach eins.
00:01:47: Und genau bis dahin bin ich eigentlich permanent auffangen, reagieren, unterrichten, abfedern, organisieren.
00:01:58: Genau, wenn Regenpause ist, auch ohne Pause von drei Viertel acht bis kurz nach eins.
00:02:03: Was heißt Regenpause?
00:02:04: Regenpause heißt, dass Regenutte die Kinder dürfen nicht raus und dann müssen wir sie weiter beaufsichtigen.
00:02:09: Genau.
00:02:10: Dann ist der Unterricht vorbei, dann ist natürlich, dann gibt es Konferenzen, dann gibt es auch für die Schule intern Dinge zu... zu organisieren, also entweder das Schulprofil, an dem wir zusammenarbeiten oder auch Elterngespräche, dann auch mit unserer Jasslerin, also unsere Jugendsozialarbeiterin, die wir haben, mit der noch Gespräche führen über einzelne Kinder, natürlich Proben korrigieren, Proben konzipieren, Hausaufgaben korrigieren, den nächsten Tag überlegen, Elterngespräche führen, E-Mails beantworten, genau.
00:02:43: Was würdest du denn sagen, welche Aufgaben die dann meistens Spaß machen?
00:02:48: Das arbeiten mit den Kindern auf jeden Fall.
00:02:50: An erster Stelle ja.
00:02:52: Wie unterscheidet sich das Arbeiten mit Kindern, mit dem von Erwachsenen?
00:02:57: Naja, also für mich ist es so, dass ich Kindern einfacher verzeihen kann als Erwachsenen.
00:03:03: Das heißt, die sind ja noch im Lernprozess und das weiß ich.
00:03:08: und demnach... kann ich auch viel großzügiger mit ihnen umgehen oder es fällt einfacher großzügiger zu sein.
00:03:14: Und dann habe ich mal gehört in meinem Studium, dass Kinder bis zu zweihundert Wiederholungen brauchen, damit sich Dinge automatisieren.
00:03:22: Und da lernt man dann auch Geduld.
00:03:24: Also ich musste das sehr lernen und die hätte ich jetzt mit Kindern eher als mit Erwachsenen.
00:03:29: Ich weiß nicht, ob ich jetzt zweihundert Wiederholungen bei Erwachsenen hinnehmen könnte.
00:03:35: Genau.
00:03:35: Also das, dann finde ich, dass Kinder sehr viel direkter und ehrlicher reagieren.
00:03:42: Also ich habe einen guten Einblick da rein, wie es ihnen geht.
00:03:46: Dadurch, dass sie noch nicht so viel Bewertungen erfahren haben, ist so ihre Lebenswelt einfach für sie normal und wird zu dargelegt und erklärt.
00:03:55: Und das mag ich sehr.
00:03:56: Da findet noch nicht so viel Schubladendenken statt.
00:04:00: Das ist noch viel freier.
00:04:04: In der Arbeit mit Kindern ist es bestimmt nicht nur schön, sondern es gibt bestimmt einige Herausforderungen auch.
00:04:09: Auf was triffst du denn da?
00:04:11: Ja, also das kommt jetzt natürlich immer ein bisschen darauf an, in welchen Gruppenkonstellationen man sich da gerade bewegt.
00:04:19: Aber was auf jeden Fall viel vorkommt, sind einfach soziale Reibereien.
00:04:24: Ich meine klar, Kinder kommen in die Grundschule und das ist eigentlich ihr erstes soziales System, ihre erste kleine Gesellschaft, in der sie irgendwie agieren müssen.
00:04:33: wollen sollen und es viel Arbeit, das zu strukturieren, zu besprechen, die Bedürfnisse herauszuarbeiten, dass es eben auch Bedürfnisse auf der anderen Seite gibt, dass nicht jedes, jeder Wunsch auch mit einem Jahr beantwortet wird und so weiter.
00:04:51: Und natürlich bringen manche Kinder auch viel Frust und Unzufriedenheit von zu Hause mit, die sich dann im Unterricht oder im Schulleben einfach zeigt.
00:05:00: Wie machst du denn das, diese... Begleitung von den Kindern.
00:05:03: Also ich fand diesen Begriff, das ist ja der erste Gesellschaft, total spannend.
00:05:07: Wie würdest du das so versuchen anzuleiten?
00:05:11: Also wir haben da tatsächlich bei uns in der Schule ein Konzept, dass wir versuchen durchzufahren von der ersten bis zur vierten Klasse, was sich als total hilfreich erweist, weil die Kinder das dann schon kennen von Grund auf.
00:05:24: Und das ist bei uns zum Beispiel also für Konfliktsituationen die Friedensbrücke.
00:05:28: Und die Friedensbrücke ist eben eine gewaltfreie Kommunikationsweise, auf die die Kinder zurückgreifen können, wenn sie Konfliktsituationen miteinander haben.
00:05:40: Und das läuft so ab, dass das sind vier Schritte.
00:05:43: Der erste Schritt heißt, ich beschreibe, was ich gesehen habe, also was passiert ist, so wertungsfrei wie möglich.
00:05:52: Der zweite Schritt ist, wie ich mich dabei gefühlt habe.
00:05:55: Der dritte ist, was da eigentlich Wunsch ist von mir oder mein Bedürfnis dahinter.
00:06:00: Und das vierte ist dann die Bitte ans Gegenüber.
00:06:04: Und das läuft dann konkret so ab, dass die Kinder sich gegenüberstehen mit einem großen Abstand, dass eine Kind darf anfangen, das andere Kind macht weiter und es wird auch nicht darauf eingegangen, was die Kinder sagen.
00:06:15: Also es wird natürlich angehört, aber es wird einfach stehen gelassen.
00:06:19: Es wird nicht bewertet und auch nicht... Versuch zu ordnen, wer hat jetzt Recht oder wer hat Unrecht, weil ja jeder Mensch auf seiner Art und Weise in dem Moment ein Recht hat zu diesem Gefühl und zu der Situation.
00:06:30: Und nach jedem Schritt gehen die Kinder einen Schritt aufeinander zu, sodass sie am Ende quasi voreinander stehen, sich die Hand reichen können und sich eben auch näher gekommen sind in dieser Zusammenarbeit oder in diesem Prozess, dass sie sich wieder näher kommen.
00:06:46: Und das funktioniert total gut.
00:06:48: Das ist spannend, weil das sind die klassischen Schritte von der gewaltfleunen Kommunikation, die es ja quasi auch in so erwachsenden Situationen gibt.
00:06:56: Und da scheint es erwachsenden Menschen oft aber total schwer zu fallen.
00:07:00: Vor allem diese Trennung von, was will ich, was ist das Bedürfnis dahinter, fällt es den Kindern leichter?
00:07:06: Ja.
00:07:07: Echt?
00:07:07: Ja.
00:07:08: Also mir ist das auch aufgefallen.
00:07:09: Ich habe da auch meine Zulassungsarbeit drüber geschrieben damals im Studium und deswegen bin ich da sehr eingetaucht in das Thema und habe an mir immer festgestellt, dass sich diese Bedürfnisse, die dahinter stehen, dass mir das gar nicht so bewusst war für mich.
00:07:22: Und ich glaube, es liegt aber daran, dass wir das nicht gelernt haben.
00:07:25: Das kommt jetzt erst zu langsam in den neuen Generationen, dass das beigebracht wird.
00:07:30: Ich wäre total dankbar gewesen, überhaupt zu wissen, was hinter all diesen Emotionen steckt, oder dass man das auch regulieren kann, oder dass es normal ist, oder dass was ganz menschliches ist, dass man das alles fühlt.
00:07:41: Und das, glaube ich, gab es bei uns noch nicht so groß.
00:07:45: Also zumindest nicht, als ich in die Schule gegangen bin.
00:07:48: Und Kinder, wenn ihr das von klein auf lernen und natürlich gibt es da, ist es jetzt ja nicht einfach ein, so geht die Friedensbrücke und jetzt los, sondern es ist ja ein Prozess über mehrere Unterrichtsstunden und einen sich ran annähern.
00:08:01: Und die können das sehr gut kommunizieren.
00:08:05: Und ich bin selbst auch oft überrascht, welche Bedürfnisse tatsächlich dahinter stehen.
00:08:09: Man weiß es oft gar nicht oder man vermutet etwas aus sich heraus, was aber gar nicht der Fall ist dann bei den Menschen.
00:08:17: Und in dieser Friedensbrückungssituation sind dann die Kinder alleine im Raum oder ist es mit der ganzen Klasse?
00:08:24: Das kommt ein bisschen auf den Konflikt an.
00:08:26: Das würde ich offen lassen und gar nicht so ein festes Schema nehmen.
00:08:30: Also teilweise ist es sogar so, dass die Kinder das komplett ohne meine Hilfe machen können, dass jemand als Friedensbrücken Experte oder Expertin dabei ist und es anleiten kann.
00:08:39: Wir haben auch auf dem Pausenhof so ein Friedensbrückenbild, das die Kinder nutzen können.
00:08:45: Aber normalerweise mache ich es gerne vor der Klasse, weil das immer wieder ein Lerneffekt hat für alle.
00:08:50: Und weil auch oft viele Kinder schon dabei sind in der Pause oder so in den Konflikt mitkriegen.
00:08:56: und dann auch schon eine Meinung dazu haben oder eine Position bezogen haben und das denen dann einfach auch hilft, das nochmal zu analysiert zu kriegen oder nochmal genauer draufzuschauen.
00:09:05: Was war denn jetzt eigentlich los und warum?
00:09:08: Und jetzt gibt es glücklicherweise nicht nur Konflikte in den Gruppensituationen, sondern ja auch sehr viele schöne Momente.
00:09:16: Ist es als Lehrerinnen?
00:09:18: da eine Aufgabe damit, die Beziehungen irgendwie zu begleiten, also quasi diese freundschaftlichen Verbindungen, die da entstehen?
00:09:24: oder halt dieses Systemklasse.
00:09:26: Wie managest du das?
00:09:29: Also ich mische mich jetzt in so persönlichere Dinge von den Kindern untereinander nicht so ein, aber was unsere Klasse betrifft oder das Klassenteam betrifft, ist es mir ein großes Anliegen, eben das als Team und als Zusammenspiel zu verstehen.
00:09:46: und dass wir da eben zusammen agieren müssen und dass wir da auch Rücksicht nehmen müssen auf die verschiedenen Charaktere und Bedürfnisse und Situationen oder Tagesempfindungen.
00:09:58: Das kann ja auch ganz unterschiedlich sein.
00:10:00: Und das manage ich zum Beispiel, wenn ich neu in eine Klasse komme und die neu übernehme, dass wir erstmal Regeln aufstellen gemeinsam, dass wir gemeinsam überlegen, was ist uns wichtig in der Gruppe und was wünschen wir uns, damit es gut funktioniert.
00:10:13: Und dann gebe ich den Kindern aber auch den Raum an mich zu äußern, was sie brauchen, um sich wohl zu fühlen, wie zum Beispiel jederzeit trinken dürfen im Unterricht oder einfach auf die Toilette gehen dürfen, wenn sie eben müssen und nicht von mir da irgendwie kontrolliert zu werden.
00:10:29: Und das finde ich auch unangebracht.
00:10:32: Ich finde, das ist ein bisschen aus dem letzten Jahrhundert.
00:10:34: Und das sollen die Kinder auch, das sollen sie sich wohl fühlen und gerne kommen.
00:10:38: Und ich denke, sie kommen dann gerne, wenn sie sich autonom fühlen ein bisschen und wenn Sie auch das Gefühl haben, Sie dürfen mitbestimmen, wie wir unseren Alltag gestalten.
00:10:50: Bleibt denn neben dieser ganzen Beziehungs- und sozialen Arbeit auch noch Zeit dann für den Unterricht?
00:10:58: Ja, ja.
00:10:59: Und also anfangs, also wenn man Klassen neu übernimmt, nimmt es schon sehr viel Raum ein, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sich immer lohnt und dass es nach hinten raus sich rechnet.
00:11:10: weil man einfach ein gutes Team geworden ist und weil es dann eigentlich nun einen gewissen Blick braucht von mir oder eine Erinnerung an etwas, was wir gemeinsam ja ausgemacht haben und dann funktioniert das.
00:11:22: Und dann kann ich auch ganz anders Unterricht machen.
00:11:25: Ich glaube nicht, dass es möglich ist, Unterricht zu machen oder den Kindern was beizubringen, wenn sie sich nicht wohl fühlen.
00:11:31: Also wenn ich an mich denke, wie es für mich war, Ich glaube ja keine Menschen, denen ich nicht mag.
00:11:37: Und ich kann auch in keinem Raum wirklich neugierig sein oder was entdecken wollen, indem ich mich nicht gut fühle.
00:11:45: Genau.
00:11:45: Und so möchte ich eben, dass die Kinder einen Raum vorfinden, indem sie sich wohlfühlen und auch sich mit mir wohlfühlen.
00:11:51: Das heißt, Vertrauen spielt dafür dich eine ganz große Rolle?
00:11:54: Ja.
00:11:55: Ja.
00:11:56: Wie stellst du das sicher, dass ihr dann gegenseitig vertrauensvolles Verhältnis habt?
00:12:03: Also meine Methode ist, ein bisschen Vertrauen vorzuschießen.
00:12:06: Also ich gehe ins Vertrauen und sage das den Kindern auch und ich sage auch einfach, ich weiß, dass ihr das könnt und ich weiß, dass ihr das macht für mich oder dass ihr das im Kopf habt und bin da tatsächlich noch nie wirklich enttäuscht worden.
00:12:21: Also natürlich gibt es ein paar kleine Ausreiser, die da noch einfach ihre Grenzen ausgelotzen wollen, aber die habe ich ja vorher auch schon im Blick, die kenne ich ja auch, wenn ich das sage und achte da vielleicht ein bisschen besser drauf.
00:12:32: Aber normalerweise wollen das Kinder dann auch beweisen, dass das stimmt und dass sie das können.
00:12:39: Das heißt, jetzt hatten wir deine eine Arbeitsgruppe mal genauer beleuchtet.
00:12:43: Jetzt gibt es aber natürlich auch noch die Eltern von den Kindern.
00:12:47: Wie gehst du denn mit den Eltern von den Kindern um?
00:12:49: Was sind denn da so die Anforderungen an dich?
00:12:52: Also ich versuche von Anfang an mit den Eltern viel ins Gespräch zu gehen.
00:12:59: Das heißt, ich melde mich sehr schnell, wenn mir irgendwas auffällt mit den Kindern.
00:13:06: Und das merken die Eltern dann, glaube ich auch, so dass sie wissen, da rutscht mir nicht so leicht was durch.
00:13:12: Also das ist mir mein Anliegen, dass sie wissen, ich merke das und ich achte darauf und ich bin da auch dran.
00:13:19: Ansonsten gebe ich den Eltern immer die Möglichkeit auf mich zuzukommen und antworte auch sehr schnell auf Anfragen oder E-Mails.
00:13:27: bin da eigentlich auch immer erreichbar auch am Wochenende mal.
00:13:32: Ja, und ich versuche auch tatsächlich ein positives Verhältnis mit den Eltern zu bauen, weil ich glaube, dass es sehr schwer ist, mit einem Kind ein positives Verhältnis aufzubauen, wenn die Eltern dagegen sind.
00:13:43: Also gegen mich oder gegen das System Schule agieren, dann spürt man das dem Kind auch an in seinem Verhalten.
00:13:51: Spürst du da manchmal einen Rollenkonflikt mit den Eltern zum Beispiel oder irgendwie eine Art Konkurrenzverhalten?
00:13:57: Weil es wirkt so, als wärst du jetzt sehr empathisch und vertrauensvoll den Kindern gegenüber und da eine ganz große Vertrauensperson, die da auf einmal neben den Eltern auftritt.
00:14:07: Hast du das schon mal erlebt, dass es da irgendwie ein Misstrauen gab?
00:14:10: oder nehmen das die Eltern eher als Stitze war?
00:14:14: Gute Frage.
00:14:15: Also so wirkliches Misstrauen habe ich jetzt da, also... darüber, dass ich ein gutes Verhältnis zu ihrem Kind auf Bauer noch nicht erlebt, im Gegenteil.
00:14:24: Aber ich habe schon erlebt, wenn ich merke, die Eltern sind anderer Meinung als ich zu manchen Dingen oder haben eine andere Haltung zu den Dingen und dann wurde das Kind mir gegenüber unsicherer oder nicht mehr so zugänglich.
00:14:40: Das habe ich schon erlebt, ja.
00:14:43: Dein Collegium anschaut und deine Schulleitung.
00:14:47: Wie musst du denn da gerecht werden?
00:14:49: Was sind denn da so die Anforderungen, die an dich gestellt werden?
00:14:53: Also das Tolle ist, dass wir ein sehr gutes Team sind bei mir an der Schule.
00:14:56: Also zu gerecht werden, das fühle ich jetzt nicht.
00:15:01: Aber eher natürlich arbeiten wir gemeinsam an unserer Schule oder in unserem Schulleben und denken da gemeinsam uns rein, was brauchen wir und was ist wichtig?
00:15:11: und jede übernimmt auch eigene Aufgaben, die sie dann ins Collegium trägt.
00:15:18: Meine Schulleitung lässt uns dafür viel Raum und ist da sehr, sehr offen und schießt auch uns dieses Vertrauen entgegen.
00:15:25: ich das jetzt zum Beispiel mit meiner Klasse auch mache und ich fühle mich da sehr frei und sehr gesehen und habe dadurch auch wirklich gerne Lust da was zu investieren.
00:15:35: Und an was arbeitet er da gerade als Kolleginnen?
00:15:37: Was braucht ihr gerade?
00:15:39: Also gerade überlegen wir uns, welche Methoden uns wirklich wichtig sind, sodass von der ersten bis zur vierten Klasse die Kinder einige Methoden lernen, so dass wenn ich jetzt zum Beispiel als Lehrerin für dritte vierte Klasse Eine dritte Klasse übernehme und sie kennt gewisse Arbeitsweisen schon, weil sie in der zweiten schon gemacht haben oder in der ersten.
00:15:59: Und das ist super hilfreich, weil es ganz viel Zeit spart.
00:16:02: Und zum Beispiel einen Stationen lernen oder Gruppen arbeiten.
00:16:05: Das sind ja alles Dinge, die man jetzt nicht einfach macht mit Kindern, sondern das muss ja alles gelernt sein.
00:16:12: Wer spricht, wie arbeite ich in der Gruppe?
00:16:14: Wer übernimmt welche Aufgaben und so weiter.
00:16:16: Und das dauert.
00:16:18: kann dauern, wenn das Kinder noch nie vorher gemacht haben, sondern immer nur frontal unterrichtet worden sind.
00:16:24: Es fällt es ihnen wahnsinnig schwer, gemeinsam zu arbeiten.
00:16:27: Und wenn das aber schon ab der ersten Klasse losgeht zum Beispiel, dann ist das ein Kinderspiel.
00:16:34: In der dritten, genau.
00:16:35: Zum Beispiel.
00:16:37: Und du hast dich dazu entschieden, eine Ausbildung zur Beratungslehrerin zu machen.
00:16:43: Was bedeutet das denn?
00:16:44: Was macht man als Beratungslehrerin?
00:16:47: Also das ist eine zusätzliche Qualifikation im pädagogischen und auch psychologischen Bereich.
00:16:54: Und man berät vor allem Eltern und Kinder über die Schulaufbahnmöglichkeiten.
00:17:01: Das ist ja bei uns in Deutschland ganz schön komplex, wie viele Schulen es gibt, unter welchem Jahr man wohin noch wechseln kann, mit welchem Schnitt und was es für Möglichkeiten gibt.
00:17:10: Zum Glück ist es ja offener geworden und nicht mehr ganz so selektiv.
00:17:14: Also das ist ein Teil der Ausbildung und der andere Teil ist auch Beratung, was Lernen betrifft oder Verhaltensauffälligkeiten oder Diagnostiken, die ich jetzt nicht, also ich mache die Tests dazu oder die Beratungsgespräche dazu und die Psychologinnen, Schulpsychologinnen, dann werden das aus.
00:17:34: Das ist auch eine enge Zusammenarbeit mit anderen.
00:17:37: Kooperationspartnern wie Eben-Schulpsychologinnen oder Berufsvorbereitende Dinge zum Beispiel oder auch mit der Schulleitung zusammen.
00:17:46: Und wie kann man sich das vorstellen?
00:17:47: Diese Ausbildung ist das was du an Top neben deiner Zeit machen musst in den Ferien an den Wochenenden.
00:17:53: Wie schaut es aus?
00:17:54: Also es ist so, dass ich einzelne Präsenztage in Nürnberg habe während der Schulzeit und auch so ganze Wochenblöcke in Dillingen.
00:18:04: Und das ist auch während der Schulzeit.
00:18:06: Also die ersten Tage waren in den Ferien, aber jetzt ist es dann schulbegleitend.
00:18:11: Ich habe natürlich einiges zu lernen und vorzubereiten.
00:18:14: Das ist natürlich dann noch mehr.
00:18:16: Das kann ich nicht mehr in der Schulzeit machen.
00:18:19: Wie fühlt sich das für dich an, immer wieder in diese lernende Rolle zu tauchen?
00:18:22: Sehr
00:18:23: schön.
00:18:23: Ich mache das sehr gerne, ja.
00:18:25: Und es gibt mir halt auch immer mehr Einblick in dieses ganze System Schule.
00:18:30: Ich frage mich manchmal, wie ich das alles machen konnte ohne dieses ganze Wissen.
00:18:34: Also es gibt ja noch so viel, was man darüber wissen kann und auch wissen sollte, finde ich.
00:18:39: Und das ist aber so komplex, dass man das gar nicht alles auf einmal in dem Studium begreifen kann oder greifen kann.
00:18:46: Habt ihr das im Studium schon angeschnitten, diese Themen, die du jetzt nochmal lernst?
00:18:50: Oder sind da teilweise wirklich neue Sachen dabei?
00:18:52: Das sind neue Sachen dabei, vor allem schulrechtliche Sachen.
00:18:57: So tief war ich da auf jeden Fall noch nicht drin.
00:19:00: Was so das Pädagogische betrifft, das kenne ich schon, aber vor allem auch Gesprächsführungen zum Beispiel.
00:19:07: Das habe ich jetzt in meinem Studium nicht gelernt.
00:19:10: Und das lerne ich jetzt und das finde ich super hilfreich.
00:19:13: Es ist ja oft... Die redet davon, dass Lehrerinnen sich nicht ganz gut vorbereitet fühlen auf das Lehrerinnensein durch so ein Lehransstudium.
00:19:24: Weil man wenig mit den Kindern zusammenarbeitet bis aufs Referendariat und so.
00:19:29: Und dann viele sagen, man wird wie dann ins kalte Wasser geschmissen.
00:19:34: Was könnte man denn da dann verändern?
00:19:36: Ja, da fallen mir jetzt zwei Sachen ein.
00:19:38: Also zum einen natürlich das Studium, das sehr theoretisch ist und das dann mit der Praxis im REF relativ wenig zu tun hat.
00:19:46: Das ist schon sehr komplex, dieses theoretische Wissen dann in die Handlung umzusetzen.
00:19:52: Das eine und das andere, was mich persönlich sehr stört, ist, wie man im REF vorbereitet wird.
00:19:58: Also diese Lehrproben, die man da zeigen muss.
00:20:01: sind ja so perfekt geplante Stunden, die ja mit einem Alltag einer Lehrerin nichts mehr zu tun haben.
00:20:07: Und ich habe wirklich einige Zeit gebraucht.
00:20:10: Ich dachte zu Beginn als neue Junglehrerin, dass ich meinen Job nicht gut mache, weil ich nicht permanent solche Stunden mache und vorbereite.
00:20:20: Aber es geht gar nicht.
00:20:21: Es geht zeitlich gar nicht.
00:20:22: Und das ist auch nicht umsetzbar.
00:20:24: Und ich finde, man wird da in so eine künstliche Perfektion getrimmt, die aber mit jedem Tag als Lehrerin nichts zu tun hat.
00:20:34: Das hat mich sehr beschäftigt.
00:20:35: Ich dachte am Anfang immer, ich mache das nicht gut genug.
00:20:39: Und da kann man sich, glaube ich, sehr wundarbeiten.
00:20:44: Das finde ich eigentlich das Schwierigste.
00:20:46: Also das finde ich fast noch schwieriger, als dann vom Studium in den Lehrerberuf zu gehen.
00:20:51: da ich jeder Meinung bin, dass man das gar nicht alles lernen kann, weil jede Klasse und jedes Kind andere Bedürfnisse hat und ich gar nicht auf alles vorbereitet sein kann.
00:20:59: Das heißt, da wäre eine bessere Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis schneller notwendig?
00:21:05: Ja, ja, auf jeden Fall.
00:21:07: Und auch eine alltagstaugliche Prüfungsanforderung.
00:21:13: Also es ist ja schön und auch toll, dass man mal so richtig ins Detail geht.
00:21:17: Aber dass das verlangt wird in so einer Lehrproben-Situation, das ist ein sehr künstliches Theaterstück.
00:21:24: Was sind denn da die Anforderungen an die perfekte Stunde?
00:21:27: Ich hatte Kunsthauptfach und zum Beispiel, ich meine so eine Vorführstunde sind dann forty-fünfzig Minuten, man darf auch mal zehn Minuten länger.
00:21:35: Wenn du dir jetzt vorstellst, du hast eine Klasse mit fünfundzwanzig Kindern, die sind acht Jahre alt.
00:21:40: Du sollst in dieser Kunststunde ein gutes Stück natürlich praktischer Arbeit zeigen, weil das ist ja Kunstunterricht.
00:21:48: Das heißt, du musst in dieser Zeit am Anfang die Einleitung dann am besten noch Stoff wiederholen.
00:21:53: Das soll klar werden, die Kinder wissen schon, um was es geht.
00:21:56: Die haben schon mal über diese Thematik was gehört können, Vorwissen wiedergeben.
00:22:00: Dann musst du in die Handlung gehen.
00:22:02: Dann musst du also den Kindern Raum geben.
00:22:05: das praktisch umzusetzen, was du jetzt mit ihnen vorgearbeitet hast.
00:22:09: Und dann musst du es noch reflektieren am Ende und dann müssen sie es ja auch noch aufräumen.
00:22:13: Und das muss alles in fünfzig Minuten passen.
00:22:15: Und das ist unrealistisch.
00:22:17: Und da ist auch so wenig Raum für das, was eben zufällig entsteht in so einer Stunde oder Fragen, die entstehen oder neue Gedanken, die entstehen oder wachsen können.
00:22:26: Das hat in so einer Lehrvorführung keinen Platz, sondern es ist eigentlich ein total klarer Rahmen und es ist alles klar gesteckt.
00:22:34: Und man wird unglaublich nervös, wenn dann die normale alltägliche Situation reinfährt, was natürlich passiert.
00:22:41: Und dann ist plötzlich die Stunde nicht mehr gut, weil es nicht darauf vorbereitet ist.
00:22:45: Oder weil man so nervös ist und so angespannt ist, dass man dann Angst hat, dass es nicht mehr aufgeht, zum Beispiel.
00:22:52: Oder ich weiß noch, ich hatte in meiner Lehrvorführung die Situation, dass ein Kind künstlerisch nicht das umgesetzt hat, was vorher angegeben wurde oder zusammen festgelegt wurde.
00:23:05: Und das hat mich dann eine Note gekostet, weil das Kind quasi das Lernziel nicht erreicht hat.
00:23:10: Aber was will man machen, wenn die Kinder sagen, ich finde es aber so schöner?
00:23:14: Und man sagt es ihnen.
00:23:16: Denkt nochmal an unsere Anforderungen und an unsere Kriterien, die du einhalten sollst.
00:23:21: Und das Kind sagt, aber es ist mir doch egal.
00:23:22: Ich mache das jetzt so, weil ich finde es so viel toller.
00:23:26: Also, das ist so ein bisschen.
00:23:28: Ich finde es ein bisschen weird und fraglich, was da wirklich abgefragt wird und gesehen werden will.
00:23:34: Und ja auch so extreme, strikt und nach sehr vorgegebenen Fahrplan, ohne darauf einzugehen, wie unterschiedlich und was vielleicht die Bedürfnisse der Kinder auch sind.
00:23:44: Und jetzt frage ich mich, ob das damit zusammenhängt, dass so unser Schulsystem genauso ist.
00:23:52: Also es ist ja sehr linear im ersten Moment und man hat... einen sehr deutlich vorgegebenen Weg, wie es gemacht werden soll.
00:24:00: Und zwar soll das Kind zuerst auf die Grundschule gehen und dann soll es perfekte Noten haben und dann soll es im besten Fall aufs Gymnasium gehen, auch da perfekte Noten haben und dann direkt in so ein Studium gehen.
00:24:09: Das finde ich ist so gesellschaftlich der Weg, den wir als den idealen Weg vorgesehen haben.
00:24:15: Und alles andere hat irgendwie einen Geschmack mit dabei.
00:24:19: Und das finde ich selber ein Problem, weil das nicht berücksichtigt, wie viele Kinder dadurch dieses... Perfekte Raster durchfallen.
00:24:28: Richtig.
00:24:29: Und jetzt frage ich mich, wie das denn in deiner praktischen Beobachtung so ist.
00:24:34: Kommen die Kinder denn mit diesen ganz strikten Systemen so klar?
00:24:37: Nein.
00:24:38: Also es gibt Kinder, die kommen damit gut klar.
00:24:41: Und das auch wirklich gerne.
00:24:43: Die gibt es natürlich auch.
00:24:45: Und deswegen denke ich auch, dass es so ganz schwierig ist, ein System für alle Kinder zu fahren.
00:24:50: Und deswegen finde ich es auch schwierig.
00:24:52: Wenn es zum Beispiel zu sagen, Montessori-Schule ist eine bessere Schule oder das und das ist besser als jenes, jedes Kind braucht da seinen eigenen, muss da seinen eigenen Weg finden.
00:25:01: Und auch finden dürfen, finde ich.
00:25:02: Ich finde, das Problem ist vor allem diese Bewertung, die da von Seiten der Gesellschaft kommt, dass man ja, wenn man aufs Gümmi geht, eben zu den besseren gehört.
00:25:10: Und wenn man das nicht tut, dann zu den schlechteren, dümmeren oder Versagern am Ende.
00:25:15: Und das ist das, was den Kindern so früh schon eingebleut wird.
00:25:19: Und das finde ich unglaublich schade.
00:25:20: weil die haben Qualitäten und Potenzial.
00:25:23: Und das ist vollkommen unabhängig davon, welche Noten sie schreiben.
00:25:27: Und sie schreiben ja auch Noten in diesem Alter.
00:25:30: Also ich hatte auch eine Zeit, wo ich keine besonders guten Noten geschrieben habe.
00:25:34: Ich war auch keine besonders gute Schülerin.
00:25:36: Und jetzt bin ich Lehrerin.
00:25:37: Also das sagt ja nicht wirklich viel über das, was man kann oder wo es einen hintreibt.
00:25:45: Es macht aber ganz viel mit den Kindern in dem Alter, weil das auch so ein Entwicklungsprozess ist, das auch... der Altersrahmen, in dem Kinder ihr Selbstkonzept bauen mit, kann ich was oder bin ich dumm?
00:25:59: Und das ist so wichtig, ihnen da eine Kraft und einen Selbstwert und eine Stärke mitzugeben und zu sagen, alles, was du machst, ist gut und du machst es auf deiner Art und Weise.
00:26:08: Und natürlich ist es schön, wenn sie Lust haben, ihr Bestes zu geben oder sich wirklich mal rein zu hängen oder rein zu knien und nicht immer gleich aufzugeben.
00:26:17: Das ja, aber Das funktioniert natürlich auch nur, wenn sie wissen hinten rauskommt, was raus, was gesehen wird.
00:26:23: Wenn aber nur das eine gesehen wird und das andere nicht, dann verlieren die natürliche Motivation.
00:26:28: Und ich glaube, das sehen wir bei uns in der Gesellschaft auch.
00:26:32: Hättest du Ideen, wie man das anders machen kann?
00:26:35: Ja, also keine Selektion nach der vierten Klasse.
00:26:38: Ich finde eine Schule für alle Kinder vom Anfang bis zum Ende am besten tatsächlich.
00:26:43: Es kann ja dann in verschiedene AGs oder in verschiedene Gruppen gehen, kann von mir es auch Mathe eins, zwei, drei geben und drei ist dann für die Superüberflieger.
00:26:53: Also die Grundsachen muss natürlich jeder wissen, aber jetzt irgendwelche hochkomplexen mathematischen Lösungen mussten auch nicht jeder lösen können.
00:27:03: Je nachdem, was man später mal machen möchte und das weiß man ja vielleicht auch noch gar nicht.
00:27:07: Und auch je nachdem, wo die eigenen Fähigkeiten liegen, das weiß man ja auch vielleicht noch gar nicht.
00:27:12: Und ich krieg es halt auch nicht raus, wenn ich ständig Dämpfer kriege, weil ich in den drei Hauptfächern, die ja, die sind irrelevant sind, auch für den Übertritt, alles andere ist ja irrelevant für den Übertritt.
00:27:23: Wenn ich nur darin versage, da habe ich ja das Gefühl, ich bin eine Versagerin.
00:27:27: Und das bin ich wahrscheinlich gar nicht.
00:27:30: Aber in dem System nach oder dem System nach dann eben schon.
00:27:33: Glaubst du denn oder was würde denn dann eine Lehrkraft in dem Fall unterstützen?
00:27:38: Weil ich stelle mir das recht komplex vor, wenn ich
00:27:40: alle
00:27:41: in einem Level in einer Klasse habe.
00:27:44: Ja.
00:27:44: Wie kann man denn dann diese Kinder unterschiedlich fördern?
00:27:47: Ist es eine realistische Aufgabe für Lehrkräfte?
00:27:51: Ja, also eigentlich ist es sehr schwer umsetzbar, vor allem alleine mit einer Gruppe von mindestens zwanzig Kindern.
00:27:58: Dann seit der Inklusion oder eine inklusive Schule, die es ja seit ein paar Jahren gibt, hat man dann auch noch Kinder in der Klasse sitzen, die eigentlich eine Sonderbetreuung bräuchten oder wirklich jemanden, der sich mit deren Bedürfnisse richtig gut auskennt.
00:28:10: Ich fühle mich dann nicht dafür nicht ausgebildet.
00:28:14: und möchte ja auch den Kindern gerecht werden.
00:28:16: Also eigentlich ist man unterbesetzt, sind die Gruppen zu groß, um dem ganzen gerecht zu werden und deswegen denke ich eben, das geht nur über ein gutes Verhältnis zueinander, dass sie sich wohlfühlen, dass sie sich äußern, dass ich weiß, was sie brauchen und sie bestärke, indem wir sie sind.
00:28:37: Bei deinen Beratungslehrer sein wird es ja dann auch darum gehen, die Eltern zu beraten, welcher Weg für die Kinder denn da am besten ist.
00:28:45: Was glaubst du denn, könnten dafür Herausforderungen auf dich zukommen?
00:28:49: Ja, das Gute ist, das habe ich jetzt, also ich bin noch nicht sehr weit in der Ausbildung, ich habe erst angefangen, aber was mir gleich von Anfang an gesagt wurde, ist, ich werde nur Möglichkeiten anbieten und auflegen und entscheiden, werden sie natürlich die anderen und nicht ich.
00:29:05: Das heißt, ich bin nicht für eine Lösung da.
00:29:08: Das heißt, ich muss natürlich auch aushalten, wenn die Eltern sich für einen Weg für ihr Kind entscheiden.
00:29:15: den ich jetzt nicht für die beste Lösung halte.
00:29:17: Aber das erlebe ich ja jetzt auch schon tatsächlich, dass Eltern ihre Kinder auf Schulen schicken und ich mich frage, ob das wirklich so was mit ihrem Kind zu tun hat oder ob das das Bedürfnis des Kindes ist oder das Bedürfnis der Eltern und ob das so einen guten Weg nehmen wird.
00:29:33: Aber ja, ich glaube, das ist eine Herausforderung, so ein bisschen diese beratungsresistenten Eltern, die die eben eher an sich und ihre eigenen Bedürfnisse kennen, anstatt ihr Kind im Auge zu haben.
00:29:44: Dann auch, also das ist das, was ich sehr schwierig finde, ist, wenn Eltern dann unterschiedlicher Meinung sind und ein Elternteil will unbedingt dieses und das andere aber unbedingt das und die einigen sich nicht.
00:29:57: Ja, ich glaube, das werden Grenzen sein.
00:30:00: Aber bedeutet es, dass du nur beratend dann bist für die Kinder, die du eh in deiner Klasse hast und schon kennst oder musst du das auch für andere Kinder
00:30:07: machen?
00:30:08: auch für andere Kinder.
00:30:09: Also es ist sogar so beim Grundschullehramt, es ist so, dass man sogar für mehrere Schulen zuständig ist.
00:30:15: Man kriegt mehrere Schulen zugeschrieben und wenn eine Lehrerin Beratungsbedarf hat, meldet die sich dann eben bei mir, wenn ich für ihre Schule zuständig bin und dann biete ich einen Termin an, wann ich komme und dann geht es so weiter, dann läuft es weiter.
00:30:31: Es gibt aber auch noch die Schulberatungsstelle in Nürnberg, wo sich Eltern jederzeit hinwenden können und natürlich auch Lehrkräfte.
00:30:37: Aber ich werde dann für mehrere Schulen zuständig sein.
00:30:41: Und was ist genau der Unterschied zwischen der Schulberatung und dir als Beratungslehrerin?
00:30:46: Also zum einen, dass ich eben stärkere Qualifikation habe, was die Schulaufbahn betrifft, um wirklich zu wissen, welche Schulmöglichkeiten gibt es, was in der rechtlichen Grundlagen.
00:30:56: Das ist ziemlich komplex unser Schulsystem tatsächlich.
00:31:00: Also das weiß ich so noch nicht.
00:31:02: Und eben, ich werde einen anderen Hut aufhaben.
00:31:04: Also ich werde eben nicht die... Klassenlehrerin sein, die den Eltern sagt, Mensch, schauen Sie mal, ihr Sohn zeigt sich gerade so und ich fände das so, das wäre eine gute Idee.
00:31:13: Schauen Sie sich das mal an.
00:31:15: Das ist dann nicht meine Aufgabe als Beratung.
00:31:17: Als Beratung sage ich nur, okay, warum kommen Sie zu mir?
00:31:20: Was kann ich tun?
00:31:22: Dann biete ich Möglichkeiten an oder zeige die Möglichkeiten auf, die es bei uns gibt.
00:31:29: schicke ich eigentlich die Frage zurück, was brauchen Sie?
00:31:31: Was wünschen Sie sich?
00:31:32: Und wie können Sie das?
00:31:34: Was können Sie tun, um dahin zu kommen?
00:31:37: Und was würde so eine Schulbelatungsstelle machen?
00:31:39: Was kann ich da erwarten, wenn ich dahin gehe?
00:31:41: Naja, zum Beispiel, wenn du als Mutter anrufst und da hast ein Kind, das so eine Schulangst entwickelt hat, dass es sich nicht mehr an die Schule gehen traut, zum Beispiel.
00:31:48: Und du kannst jetzt ja dein Kind nicht an den Füßen in die Schule ziehen.
00:31:53: Und das gibt es tatsächlich gar nicht so selten.
00:31:55: Das heißt, was kannst du machen?
00:31:57: Dein Kind ist ja schulpflichtig vielleicht oder es ist vielleicht auch schon siebzehn gar nicht mehr schulpflichtig, steht aber kurz vom Schulabschluss.
00:32:04: Was gibt es da für Möglichkeiten zum Beispiel?
00:32:06: Dann rufe ich da an und frage, was kann ich tun?
00:32:08: Oder ich wünsche mir für mein Kind einen mittleren Schulabschluss und jetzt wiederholts aber oder müsstest du fast zum zweiten Mal auf der Realschule wiederholen.
00:32:17: Das geht nicht und so weiter.
00:32:20: Was gibt es für Möglichkeiten, das trotzdem zu erreichen?
00:32:24: Hattest du schon mal den Fall, dass ein Kind so eine Schulangst entwickelt hat?
00:32:29: Nee, bei mir in der Klasse noch nicht im Bekanntenkreis, kenne ich das ja.
00:32:33: Was kann man dagegen machen?
00:32:36: Oh, das kommt so auf die Hintergründe an.
00:32:38: Also es kommt ein bisschen drauf an, wie sieht es gerade aus in dem Leben von dem Kind oder in der Familie?
00:32:43: Gibt es da vielleicht sonst irgendwelche Auffälligkeiten, die man sich mal anschauen müsste?
00:32:48: Ein paar Persönlichkeits-Ebenen, in denen das begründet liegt?
00:32:54: Natürlich auch die Schulsituation.
00:32:56: Wie ist die Klasse?
00:32:57: Wie ist das mit der Lehrkraft?
00:32:58: Was ist vielleicht schon passiert?
00:33:00: Woher kommt diese Angst?
00:33:02: Da müsste man alles mal auseinander dröseln.
00:33:06: Wenn jetzt die Schule wieder losgeht, was würdest du den Eltern und Kindern mitgeben für den guten Start ins neue Schuljahr?
00:33:15: Dass es eigentlich das Allerwichtigste ist, dass man Freude am Lernen hat.
00:33:21: Weil das ist ja wirklich was Tolles.
00:33:23: Und Lernen tun wir alle gern.
00:33:25: und dass es irgendwie weiter unterstützt wird, dass das nicht aus den Augen verloren wird, dass es darum geht.
00:33:32: Genau, dass Kinder wahnsinnig neugierig mit großen Augen vor Neuentdeckungen sitzen, wie schön das ist, dass wir uns als Erwachsene daran erinnern, was es heißt, zu lernen und auch was es heißt, noch nicht alles zu wissen und dass die Verknüpfungen halt noch stattfinden müssen und dass wir ja auch als große Menschen einfach Vorbilder sind.
00:33:52: Und wenn wir uns von den Kindern immer Respekt wünschen, sollten wir ihnen vor allem auch Respekt entgegenbringen.
00:33:58: Das vermisse ich manchmal.
00:34:01: Und was würdest du dir für euch Lehrerinnen wünschen für das neue Schuljahr?
00:34:08: Tolle Schülerinnen.
00:34:12: Die sind sowieso toll.
00:34:14: Nein.
00:34:17: Ja, dass man mehr Unterstützung erhält vonseiten.
00:34:21: das Start tatsächlich, dass man das nicht irgendwelche neuen Ideen umgesetzt werden, weil man sie sich dann auf die Fahne schreiben kann, wie inklusive Schule zum Beispiel, ohne zu überlegen, was heißt das dann am Ende für die Schule, für die Klasse, für die Lehrkräfte selbst, wenn wir das jetzt umsetzen und bringt es denn irgendwas, hilft es denn irgendwas?
00:34:44: und was können wir tun, damit es wirklich was Gutes ist und nicht nur gut aussieht.
00:34:51: Das wäre schön.
00:34:52: und dass man uns auch mal fragt.
00:34:54: Also es werden oft Dinge entschieden, ohne dass man als Lehrkraft wirklich gefragt wird, wie man das gut umsetzen kann.
00:35:01: Und wir sind ja diejenigen, die es dann am Ende tun und wir wissen da schon auch ein bisschen was.
00:35:05: Es wäre schön, da besser mit dem Boot zu sitzen.
00:35:08: Was hättest du für das Konzept integrative Schule gemacht?
00:35:12: Naja, auf jeden Fall noch eine weitere Person in der Klasse.
00:35:16: Und dann am besten eben Förderschullehrerinnen.
00:35:19: in jeder Klasse noch mit drin oder Jugendsozialarbeiterinnen oder Sozialpädagoginnen oder vom MSD, mobile soziale Dienste oder es gibt so viele Stationen, die da mehr wissen als ich als ausgebildete Lehrkraft.
00:35:34: Und da fehlen einfach, da fehlt es einfach an Personal und an Geld und es wäre schön, wenn das mehr Unterstützung finden könnte.
00:35:44: Du hast ganz am Anfang vom Gespräch gesagt, dass du, bevor du Lehrerin geworden bist, warst du Maskenbildnerin.
00:35:50: Kannst, hast du das Gefühl, du hast was von dem Theater am Theater mitnehmen können in deine Arbeit als Lehrerin?
00:36:01: Ja, Geduld.
00:36:04: Ja, es war nicht immer einfach mit den Schauspielerinnen auf jeden Fall.
00:36:08: Verschiedene Persönlichkeiten habe ich da schon kennengelernt.
00:36:10: Das hat mir geholfen.
00:36:12: Einfach auch viel zu arbeiten, hat mir das schon, also das hatte ich schon.
00:36:17: Ich glaube einfach an sich... ein bisschen Erfahrungen im Leben, die man gesammelt hat.
00:36:22: Ich bin ganz froh, dass ich nicht direkt nach der Schule Lehrerin wurde.
00:36:26: Ich glaube nicht, dass ich so klar und ruhig mit Mitte zwanzig von der Klasse gestanden wäre wie heute.
00:36:35: Vielen Dank, liebe Katja, für den Einblick in deinen Kosmos als Grundschullehrerin.
00:36:41: Ich wünsche dir auch einen wunderbaren Schulstart, ganz tolle Kinder und liebe Kolleginnen eine fantastische neue Klasse.
00:36:49: Vielen Dank, liebe
00:36:50: Hannah, dass ich da sein durfte.