Jean-Francois Drozak, was haben Briefkastenschilder und Comics mit Erinnerungskultur zu tun?
Ein unerwarteter Besuch hat der Theaterpädagoge und Kulturdesigner Jean-Francois Drozak 2017 bekommen, als der belgische Arzt Allain Jesuran an seiner Haustür klingelte. Da begann für beide Familien sowie einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern des Dürer-Gymnasiums eine Spurensuche, um die Geschichte der jüdischen Familie Jesuran zu rekonstruieren. In Form eines Comicbuches, das mittlerweile in unterschiedlichen Sprachen und Dialekten übersetzt wurde, wird diese Familiengeschichte dargestellt. Drozak schildert im Gespräch, wie unterschiedlich Generationen mit der Schoah umgehen und wie wesentlich es bei der Erinnerungskultur ist, immer die Perspektive der Opfer im Auge zu behalten. Die Herausforderungen und Gefahren der Erinnerungskultur in einer Zeit, in der es kaum mehr Zeitzeugen gibt, werden von Drozak auf den Punkt gebracht.
Der Perspektivenwechsel ist ebenfalls zentraler Ansatz seiner pädagogischen Theaterarbeit mit Schülerinnen und Schülern. Drozak bearbeitet gesellschaftlich relevante Themen mit Theaterproduktionen in Schulen, die er für hochkomplexe Organismen hält, wo sich viele gesellschaftliche Fragen treffen und diskutiert werden. Schule ist für ihn ein "faszinierendes Spiegelbild der Gesellschaft" und Theater eine Form des gesellschaftlichen Diskurses, wo - wie beim Thema Erinnerungskultur - das Subjekt im Mittelpunkt stehen soll.
Weitere Informationen:
Aufgenommen am: Dienstag, 3. November 2020 Veröffentlicht am: Donnerstag, 12. November 2020 Moderation: Cristina Gleich
Im Gespräch: Jean-Francois Drozak
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